Erster Hilfstransport ist auf dem Weg in die Ukraine

Arzneimittel im Wert von 65.000 Euro retten Menschenleben im Krieg

Kreis Minden-Lübbecke/Ukraine, 12. März 2022

Der erste Lastwagen voll mit Arzneimitteln und medizinischem Sachbedarf für die Intensivtherapie ist am Universitätsklinikum Minden gestartet. Das Ziel sind zwei Partnerkrankenhäuser der Mühlenkreiskliniken in Lemberg und Riwne in der Ukraine. Der Inhalt des Lastwagens reicht aus, um zwei große Krankenhäuser etwa zwei Wochen mit den notwendigen intensivmedizinischen Produkten und Arzneimitteln zu versorgen. „Diese Lieferung rettet Menschenleben, viele Menschenleben. Alle normalen Lieferketten sind zusammengebrochen“, sagt der ukrainisch stämmige Arzt Serhii Tabulovych, der zusammen mit dem Ärztlichen Direktor Professor Dr. Hansjürgen Piechota, der Betriebsleitung und dem Apothekendirektor Dr. Florian Immekus die Spendenaktion auf den Weg gebracht hat.

Vor einer Woche haben der Lion Club Porta Westfalica und die Mühlenkreiskliniken um Spenden für Arzneimittel in der Ukraine gebeten. Bisher sind mehr als 100.000 Euro zusammengekommen. Der erste Transport beinhaltet Arzneimittel und Medizinprodukte im Wert von etwa 65.000 Euro sowie ausgemusterte aber funktionstüchtige Medizinprodukte des Rettungsdienstes im Kreis Minden-Lübbecke sowie des Rettungsdienstes der Städte Minden, Porta Westfalica und Bad Oeynhausen.

„Wir planen jetzt den zweiten Transport. Wir wurden von unseren Freunden gebeten, OP-Materialien für die unfallchirurgische Versorgung wie Platten, Knochenschrauben, Fixateure zu besorgen. Außerdem fehlen immer häufiger auch Standardmedikamente wie Insulin, Hormone oder Herzmedikamente auf die chronisch Erkrankte aber zwingend angewiesen sind. Auch hier wollen wir helfen“, sagt Apothekendirektor Dr. Immekus.

Die Spendenbereitschaft ist riesig. „So schnell ist unser Spendenkonto bislang noch nie angewachsen. Die höchste Einzelspende waren bisher 10.000 Euro. Aber auch kleine Spenden in Höhe von fünf oder zehn Euro sind dabei. Jede Spende hilft und wird sofort in dringend benötigt Arzneimittel für die vom Krieg bedrohte Bevölkerung in der Ukraine verwendet“, sagt Lions Präsident Rolf Nottmeier.

Die erste Lieferung aus dem Kreis Minden-Lübbecke wird in Kürze in der Ukraine eintreffen. Der ukrainische Fahrer Igor G. (Name zum Schutz der Person geändert) war zufällig auf einer Tour in Europa als der Krieg begann. 20 Tage stand er im Niemandsland vor der Grenze bevor er weiterfahren durfte. Jetzt fährt er zurück in die Ukraine – voll beladen mit lebensrettenden Arzneimitteln. Ob er wiederkommt, weiß er nicht. Vielleicht, so übersetzt Serhii Tabulovych, erhält er eine Ausnahmegenehmigung der ukrainischen Regierung und darf auch weiterhin als Kurier Hilfsgüter in die Ukraine bringen. Es kann aber auch sein, dass er zum Militärdienst eingezogen wird. So oder so begibt er sich mit der Fahrt in Lebensgefahr. Denn russische Raketen zielen auch auf Lastwagen. Dennoch war es keine Frage, dass er zurückfährt. „Mein Land braucht mich.“ Und dann faltet er die Hände und ruft auf Deutsch: „Danke, Danke, Danke!“ Bevor er in seine Fahrerkabine springt und seinen Lastwagen vom sicheren Hof des Johannes Wesling Klinikums steuert.
Wie sie helfen können:
Spenden Sie Geld auf das Konto der Fördergesellschaft des Lions Clubs Porta Westfalica e.V.: IBAN DE83 4905 0101 0040 0450 15 und nutzen Sie dabei das Stichwort „Ukrainehilfe MKK“. Von dem Geld werden ohne Abzüge Arzneimittel und medizinischer Sachbedarf gekauft und über die ukrainische Kirche an zwei Partnerkrankenhäuser der Mühlenkreiskliniken geliefert. Weitere Informationen unter www.muehlenkreiskliniken.de/spende   Spendenbescheinigungen können ab einem Betrag über 200 Euro ausgestellt werden (bitte Adresse angeben). Unterhalb der Grenze gilt der Zahlungsnachweis als Spendenquittung beim Finanzamt.

(Pressetext mit freundlicher Genehmigung der Mühlenkreiskliniken, Minden)

Der ukrainische Lastwagen fährt direkt in die Krankenhäuser nach Lemberg und Riwne. Als der Krieg Ausbrach war der Fahrer zufällig auf einer Tour. Auf der Rückfahrt nimmt er Hilfsmittel mit
Apothekendirektor Dr. Florian Immekus packt beim Verladen der Arzneimittel selbst mit an
Jeder Zentimeter ist wertvoll. Die Paletten müssen dicht an dicht stehen
Das gelbe Schild weist auf den Zielort Lwiw (Lemberg) hin. Alle Verpackungen sind ukrainisch beschriftet und entsprechen thematisch sortiert
Der Facharzt und Organisator Serhii Tabulovych (links) und Apothekendirektor Dr. Florian Immekus (rechts) beobachten, wie Igor G. die Paletten verlädt
Mit den Worten „Danke, Danke, Danke!“ verabschiedete sich der Igor G. Hier belädt er seinen LKW
Arzneimittel und medizinische Produkte im Wert von 65.000 Euro befinden sich in dem Lastwagen. Die zwei Zielkrankenhäuser können damit etwa zwei Wochen ihre Intensivtherapie aufrechterhalten.
Besorgte Gesichter: Igor G. und Facharzt Serhii Tabulovych haben Sorgen um ihr Land
Mit einer Plombe wird die Ladung gesichert. Üblicherweise werden mit diesen Plomben die Arzneimitteltransporte zwischen den Standorten der Mühlenkreiskliniken gesichert.